Ist das Summer Breeze noch ‚mein‘ Festival?

Ich blicke einfach mal optimistisch in die Zukunft und sage: 2023 werden ich zum 19. Mal am Summer Breeze Open Air sein. Nach fast 20 Jahren finde ich es aber auch berechtigt mir die Frage zu Stelle: Ist denn das Summer Breeze noch ‚mein‘ Festival?

Summer Breeze
Als ich mich Anfang 2003 dazu entschieden haben mit auf’s Summer Breeze zu fahren, steckte ich noch in den Heavy Metal Kinderschuhen. Ich bin halt mit Radio groß geworden und hatte da jetzt nicht so den Bezug zu Metal. Ich war da eher so im Pop/Rock angesiedelt. Aber man wird älter. Man geht aus. Man hat eine Stammkneipe. Der Freundeskreis verändert sich. Und ehe man sich versieht ist man ein Metalhead (Wobei ich mich gar nicht so als klassischen Metalhead bezeichnen würde). Fahren wir zusammen auf’s Summer Breeze? Klingt gut, bin mit dabei.

Warum sind wir früher zum Summer Breeze?

Doch warum war das Summer Breeze schon 2003 so interessant. Damals war doch auch Wacken schon viel bekannter. Der Grund ist an sich immer noch der gleiche: Das Summer Breeze ist für uns einfach günstig gelegen. Aktuell sind’s ca. zwei Stunden Fahrtzeit. Und da man nach so einem Festival auch wieder nach Hause fahren muss, ist die kurze Distanz, im Gegensatz zu Wacken, schon mal ein wichtiges Argument.

Summer Breeze 2019
Doch nicht nur die Zeit zum Festival sondern auch die Zeit am Festival spielt eine Rolle. Klar haben wir auch überregional Freunde, doch nur wenige aus dem direkten Freundeskreis sind damals nach Wacken. Und auch heute noch: Ja, ich treffe immer wieder mal jemanden, der die Pilgerreise auf sich nimmt aber die große Masse ist es nicht. Und zum Summer Breeze waren wir eine schöne Gruppe. Die Gruppe hat sich zwar auch immer wieder mal verändert. Aber wenn man eine gute Zeit am Festival mit Freunden verbringen kann, ist das gleich noch viel besser, als wenn man ‚alleine‘ fahren muss.
Wobei: Alleine fährt man ja sowieso nie. Zu so einem Festival kommen ja dann doch noch ein paar andere Leute. Im Vorfeld habe ich mir da gar keine so großen Gedanken gemacht. Doch wenn auf einem Festival nicht so viele Leute sind, kann man zu den Bands auch etwas weiter vor, wenn man will, ohne dass man zerdrückt wird.

Ich weiß: Es soll tatsächlich Leute geben, die ein paar Tage auf ein Metal Festival fahren, nur wegen Campen, Freunde treffen und um eine gute Zeit zu haben. Hallo? Ich will Bands sehen! Abtsgmünd ♥. Der Campingplatz und das Infield waren so weit von einander entfernt, dass man es sich zwei Mal überlegt hat wieder zum Zelt zu laufen. Von daher hat man viel Zeit am Gelände verbracht. Main Stage / Pain Stage / Main Stage / Pain Stage. Immer im Wechsel. Man musste ich nur um 90°C drehen. Die Bandausbeute war dabei enorm und man konnte theoretisch alle Bands anschauen, da es keine Überscheidungen gab.

Eine enorme Ausbeute konnte man auch beim Merch erzielen. Neue CDs direkt von den Labels zu fairen Preisen. Die neusten Band Shirts, Patches, Klamotten und Schuhe. Natürlich konnte man die Sachen auch 2003 schon online kaufen. Aber wenn man’s vor Ort probieren & anschauen kann ist das wie ein großes Heavy Metal Shopping Center.

Summer Breeze 2017

Doch zurück zur Musik: Für mich ja weiterhin einer der wichtigsten Punkte: Je mehr Bands spielen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass für einem was dabei ist, wenn man nicht gerade auf ein Metal Festival fährt, dass eine bestimmte Zielgruppe anspricht, zu der man nicht gehört. Doch das Summer Breeze hatte schon immer gemischte Bands. Death Metal, Power Metal, Gothic Metal, Symphonic Metal, Black Metal, Rock, …. da war für jeden was dabei. Auch für mich. Immer wieder. Egal wie viele Bands insgesamt zugesagt haben.

Und wie sieht das 2022 aus?

Die Anfahrt ist in den letzten Jahren für uns sogar noch kürzer geworden, nachdem das Summer Breeze nach Dinkelsbühl umgezogen ist. Von daher ist der Punkt noch immer gegeben. Auch eine Gruppe von Freunden ist immer noch mit dabei, so dass man die Zeit am Festival nicht alleine verbringen muss. Und das sind doch schon mal zwei wichtige Punkte. Da für mich die Musik ja auch im Vordergrund steht und ich immer noch jedes Jahr Bands habe, die ich anschauen will, kann ich auch den Punkt mit einem grünen Häkchen versehen.

Rubydon 2015
Doch wie sieht es mit dem Rest der Punkte aus: Man kann am Festival immer noch fleißig einkaufen. Doch irgendwie verschwende ich an die Händlermeile kaum noch einen Blick. Früher habe ich gerne noch CDs durchgeschaut beim Rubydon (Soulfood), doch seit der nicht mehr da ist. Beim Nuclear Blast hatten sie glaube ich dieses Jahr gar keine Wühlkiste mehr. Für Klamotten shoppen bin ich eh nicht so der Typ, aber auch da finde ich die Auswahl mittlerweile eher so 0815. Von daher bin ich da eher Neutral eingestellt. Gerade da ich mir über den Club 666 mein Festival-Shirt vorbestellen kann, wenn ich eins will.

Die für mich negativen Punkte sind ganz klar: Das Festival ist nicht kleiner geworden in den letzten Jahren. Und das alleine wirkt sich an vielen Stellen negativ aus. Das fängt bei den Wartezeiten bei der Anreise an (die sich durch die Dienstagsanreise jetzt etwas entzerrt hat) und geht beim Kampf um einen Zeltplatz, der groß genug für die Gruppe ist, weiter. Natürlich könnten wir uns auch einen Platz reservieren, doch bisher haben wir das nicht in Betracht gezogen. Pro Person runter gerechnet halten sich die Kosten zwar in Grenzen aber nur um bei der Anreise ein paar hektische Minuten zu ersparen?

Denn seine Nachbarn kann man sich ja eh nie aussuchen. Ich muss aber sagen: Seit wir am Green Camping sind hatten wir immer echt Glück. Wobei. Vielleicht liegt das auch schlicht und einfach am Green Camping. Dort wurden unser Zelt noch nie mit Wurst oder Käsescheiben dekoriert oder Müll unter unser Auto oder in den Zeltplatz geschoben. Da kann ich jetzt gar nichts dazu sagen ob das besser geworden ist am ’normalen‘ Campingplatz

Summer Breeze 2019
Zu den großen Bands gemütlich ganz nach vorne? Schwierig. Man kann sich da schon frühzeitig einen Platz sicher oder erkämpfen, doch selbst wenn man es nach Vorne schafft, hat man an manchen Stellen nicht wirklich viel vom Konzert. Crowdsurfer soweit das Auge reicht. (Ich kann jeden verstehen, der sagt, er möchte das mal ausprobieren. Aber wenn zehn Mal der selbe Typ bei einer Band an die vorbei surft …). Circle Pits. Mosh Pits. Ja, die Leute wollen Spaß haben, aber ich will die Band sehen!

Vielleicht bin ich ein Exot, weil ich gerne die Bands gucke und die Musik genieße. Das ärgerlichste ist aber für mich, wenn ich eine Band auf der Main Stage schaue und parallel dazu eine weitere Band, die ich sehen will, auf der T-Stage spielt. Da ist für mich ein Stück Summer Breeze verloren gegangen als das mit den Überscheidungen angefangen hat.

Fazit

Das Summer Breeze hat in den letzten Jahren etwas an Charme für mich verloren. Durch diverse Anpassungen und Neuerungen (Green Camping, Dienstagsanreise, ….) das aber auch wieder ein wenig ausgeglichen. Das sich die Bands überschneiden ist für mich weiterhin einer der größten Kritikpunkte, da es mich gefühlt jedes Jahr erwischt. 2022 waren es Ensiferum & Arch Enemy, die teilweise parallel gespielt haben. Wir werden dem Summer Breeze sicherlich noch ein wenig treu bleiben, doch auch immer die Augen offen halten nach weiteren Festivals. Ein Festival das mir persönlich sehr gut gefällt ist das Metalfest in Pilsen. Viele Bands die für mich interessant sind. Nicht so viele Leute. Guter Blick zu den Bühnen. Keine Überschneidungen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert